20 Jahre Jugoslawienkrieg

1991: In Jugoslawien beginnt der Bürgerkrieg. Das Land, in das ich als Kind so oft auf Urlaub gefahren bin, zerfällt in Einzelstaaten. Die Zahl der Toten, man kann sie kaum mehr zählen. Ein Konflikt, der bis Ende der 90ger Jahre andauert.

Ich habe heute zu diesem Thema einen sehr unter die Haut gehenden Artikel in der Zeitschrift „Biber – das Magazin für neue Österreicher“ (wird kostenlos vor zB Bahnhöfen verteilt) gelesen, den ich Euch, wenn Ihr Euch für dieses Thema interessiert, empfehlen möchte. Der Artikel geht auf die auslösenden Faktoren dieses Krieges ein, gerade für Leser, die damals noch zu jung waren, um sich zu erinnern. Auch für mich war es eine Reise in die Vergangenheit.

Ich möchte gar nicht viel schreiben, der Artikel spricht für sich selbst (Link)

Besonders unter die Haut gehen die persönlichen Erinnerungen der Redakteure –> siehe Link. Herausgreifen möchte ich eine Erinnerung einer heute 26jährigen, die nach Österreich flüchten konnte.
„In Österreich brachte mir meine Familie schonend bei, daß unser Haus von einem Nachbarn in Brand gesteckt wurde. Von einem Nachbarn, der im Krieg seinen Sohn verlor und sich an Leuten rächen wollte, die flüchten konnten. Mein Haus wurde von keinem Feind zerstört, sondern vom Nachbarn, mit dessen Kindern ich früher gespielt habe.“

Der Artikel hat mich in meinem persönlichen Empfinden bestärkt, daß Krieg die wahrscheinlich schlimmste aller Geißeln der Menschheit ist. Ich kann eine Zeit lang hungern. Ich halte es auch aus, eine Zeit lang zu frieren. Aber Krieg. Bürgerkrieg. Rechtlosigkeit. Permanente Angst um das Leben der Familie. Das eigene Leben. Angst, daß mein Nachbar kommt, um mich zu töten. Vielleicht selbst töten zu müssen, um zu überleben. Grauen.

Wie dankbar darf ich sein, als heute 40jähriger keine Krieg aktiv miterlebt zu haben. Die wichigste Bitte an die Zukunft, daß es son bleiben möge. Für alle.

Blind laufen

Heute wurde ich zweimal mit dem Thema „Blind laufen“ konfrontiert.

Zum einen war ich heute selber blind. Blind für die Schönheit des Laufens und der Natur. In der Firma war heute ein sehr anstrengender und mühsamer Tag. Ich habe den heutigen Lauf in der Hauptallee ziemlich grantig (auf gut wienerisch könnte man auch „angspeist“ sagen) begonnen, mit mir und dem Schicksal hadernd. Verstärkt hat sich das Ganze dadurch, daß ich von vielen überholt wurde – was mir eigentlich völlig egal sein kann, heute meinen Grant aber nur verstärkt hat.
Erst nach 4 Kilometern, bei der Wende am Lusthaus, hat sich schön langsam Beruhigung und die Lust am Laufen eingestellt. Dem Grund  meines Grants und des Haderns habe ich ein politisch unkorrektes, aber dafür sehr herzliches „Sch…. drauf!“  entgegengerufen. Dann ging´s leichter, und die folgenden 3 Km waren ein doch noch schöner Abschluß des Laufes.

Zum anderen waren heute in der Hauptallee auffallen viele blinde Läufer mit ihren Guides unterwegs. Manche sind gegangen, manche langsam gelaufen, und ein paar hatten ein beeindruckendes Tempo drauf, viel schneller, als ich laufen könnte. Entweder an der Hand des Guides, oder durch eine Schnur mit ihm verbunden.

Ich muss gestehen, ich bewundere diese Läufer, und habe grossen Respekt vor ihrer Leistung. Ich habe heute probeweise versucht, beim Laufen die Augen zu schliessen (natürlich vorher vergwissert, daß sich niemand vor/hinter/neben mir befindet). Nach ein paar Schritten gingen die Augen immer automatisch auf, der Drang, sich ständig zu orientieren, war einfach zu stark. Lasse ich die Augen zu lange zu, kommt auch langsam Angst hinzu…

Aber auch die Guides verdienen Respekt. Man trägt doch Verantwortung und steht in einem sehr engen Vertrauensverhältnis mit dem Läufer.

Habt Ihr in Eurem Bekanntenkreis einen blinden Läufer oder einen Guide? Haben sie Euch von ihren Erfahrungen berichtet?

Übrigens: Der schnellste blinde Läufer läuft dem Vernehmen nach eine Halbmarathonzeit von 1:10! Da wird es schon schwierig, einen geeigneten sehenden Begleiter zu finden, der das Tempo mithalten kann!

Keine Zehennägel mehr…

…hat ein von der „Presse am Sonntag“ interviewter österreichischer Ultraläufer – hier der Link zum vollständigen Artikel.

In dem Artikel geht um Ultraläufer – Untertitel :“Wenn Marathonläufer im Ziel erschöpft zusammenbrechen, beginnt für den Ultraläufer erst der Spaß“. Ein österreichischer Ultraläufer spricht über seine Motivation und die Faszination, die dieser Sport auf ihn ausübt. „Ultraläufer sind ein sehr entspanntes Völkchen. Probleme im Alltag prallen an mir ab – was soll mich nach 160 Kilometern Laufen noch erschüttern?“

Das nehme ich ihm auch ab. Selbst nach bereits 5 Kilometern stellt sich so manches Problem des Alltages kleiner dar. Gelassenheit scheint eine Grundeigenschaft von Ultraläufern zu sein. Auf die Frage, ob die Zehennägel bei einer solchen Tortur nicht leiden, antwortet er nur „Habe ich keine mehr.“.

Nachdenklich stimmt mich lediglich der letzte Absatz des Artikels, in dem es um den Zeitaufwand und die Vereinbarkeit des Sportes mit dem Familienleben (verheiratet, 3 Kinder) geht. „Mit der Familie muss man das im Dissens machen.“ Seine Frau ist nicht begeistert über sein Hobby,  daß er manchmal eben tagelang nicht da ist (wegen Bewerben im Ausland), akzeptiert es aber.

Sport und Familie. Hobby und Familie. Wahrscheinlich ein Thema, zu dem Viele vieles sagen könnten. Schlußendlich muß jede Familie für sich selbst eine Lösung dafür finden. Den Mittelweg, sich selbst zu verwirklichen, dabei aber die gemeinsame Zeit nicht zu kurz kommen zu lassen. Und daß nicht Einer permanent die Hauptlast der Partner- und Familienarbeit trägt. Das zu meistern, ist vielleicht die größte Herausforderung in einer Beziehung.

Wer sich für das Thema Ultralauf interessiert, dem möchte ich diese Seite sehr ans Herz legen. Ein wundervolles Blog einer Ultraläuferin aus dem deutschen Norden, mit vielen persönlichen Erfahrungen und eindrucksvollen Bildern.