Nach längerer Zeit wieder mal ein Eintrag….momentan hab ich nicht wirklich die Ruhe, um öfter zu schreiben. Aber immerhin, es wird weiter gelaufen….bin jetzt bei 5,5 km, Tendenz steigend. Schauen wir mal 🙂
Eigentlich wollte ich aber was ganz anderes schreiben. Ich wollte für mich 2 kleine Erlebnisse festhalten, daß ich sie nicht vergesse. Ich sage absichtlich klein, denn über die „grossen“ Dinge der Flüchtlingsthematik wird schon genug geschrieben, und sie sollen heute nicht Thema sein.
ich war heute vormittag am Wiener Westbahnhof, einer der Knotenpunkte für Menschen, die auf der Flucht sind. Bei einem Treppenaufgang habe ich eine ältere Dame (ich schätze 70-75 Jahre) getroffen, die für die Flüchtlingsbetreuung der Caritas (Aktion „Caritas + Du“, unterhält am Westbahnhof eine Station) Geld gesammelt hat. Sie hat mich ein bisschen an meine schon lang verstorbene Oma erinnert. Sie hat sich so gefreut, daß ich ihr etwas in die Büchse geworfen habe. Wir haben dann sehr nett geplaudert, sie hat mir von angenehmen, aber auch unangenehmen Erlebnissen erzählt. Am Ende meinte sie, was für ein Segen es sei, daß sie auf dem linken Ohr schon schlecht höre – wenn sie merkt, daß jemand etwas Böses sagt, dreht sie ihm einfach das linke Ohr zu und belastet sich nicht weiter damit. ich finde es toll, daß es solche Menschen gibt – von ihr kann ich noch was lernen!
Kurz danach wurde ich von einem jungen Mann auf englisch angesprochen, ca 25 Jahre alt. Er hat mich fast weinend um Geld für ein Bahnticket gebeten. Ich habe ihm dann halt das gegeben, was ich in der Börse hatte, es war wenig genug. Den dankbaren Blick danach werde ich nicht vergessen. Ich möchte aber nicht, daß mir jemand für so etwas dankbar sein muss…
Ich hoffe, er hat das Geld zusammenbekommen.
Kurz vor dem Verlassen des Bahnhofes hat mich wieder ein junger Mann um Hilfe gebeten – er ist auf der Suche nach einer Toilette. Wir haben uns dann gemeinsam auf die Suche begeben – die Beschilderung war aber wirklich verwirrend und könnte vereinfacht werden. Schlussendlich haben wir es mit Hilfe des freundlichen Putzpersonals geschafft, die Toilette am Bahnsteig zu finden. Wie wir uns gerade verabschieden, steigen auf dem Gleis gerade wieder Gruppen von Flüchtlingen aus dem Zug. Für mich das erste Mal, daß ich direkt dabei bin. Es läuft alles ganz ruhig ab, die Polizei gibt leise Anweisungen. Die Menschen sehen sehr müde aus. ich hoffe, sie kommen an einen Ort, wo sie Ruhe und freundliche Aufnahme finden.
Ein lehrreicher Tag.