Diese Frage hat mir vor kurzem ein lieber Blogger-Kollege, RunningWilli, gestellt. Eine simple Frage, die aber gar nicht so leicht zu beantworten ist….
Die Kurzantwort wäre: „Ja, aber…“.
Ich glaube daran, daß es „Etwas“ gibt. Vielleicht nicht unbedingt einen älteren Herrn mit Rauschebart, als der Gott manchmal bildlich dargestellt wird. Aber doch Etwas oder Jemanden, der einem Kraft geben kann, der zuhört, vor dem man Alles, das Gute und das Schlechte, hinlegen kann.
Ich glaube auch daran, daß es nach dem Tod weitergeht, wie auch immer. Und daß wir uns eines Tages, in welcher Form auch immer, für unsere Taten verantworten werden müssen. Nicht unbedingt in der Hölle, so wie sie künstlerisch dargestellt wird. Mein alter Religionslehrer aus der AHS Oberstufe meinte seinerzeit, er stelle sich die Hölle so vor, daß Alle von Allen Alles wissen.
Generell war es in der Schule so, daß unsere Religionslehrer eher fortschrittlich waren. Unvergessen zum Beispiel Pfarrer Franz aus der AHS Unterstufe. 50 Jahre alt, aber immer mit seiner alten Vespa unterwegs, die er immer extra aufgedreht hat, wenn er an uns vorbeigefahren ist. Wortgewaltig, aber stets gutmütig, und ein wichtiger Fürsprecher in den Lehrerkonferenzen 🙂
Ich bin jahrelang nur zur traditionellen Weihnachtsmette in die Kirche gegangen. Durch eine Reihe von persönlichen Erlebnissen bin ich der Kirche wieder nähergekommen. Heute habe ich habe das Glück, in einer modernen jungen Wiener Pfarre zu leben, in der sehr engagiert gearbeitet wird. In der stark auf die Einbindung der Gemeinde geachtet wird. In der es schön ist, die Messe zu besuchen. In der Dinge auch mit Humor genommen werden. In der aber auch unangenehme Dinge nicht ausgespart, sondern beim Namen genannt werden. In der Gott nicht als der „strenge, strafende Vater“ dargestellt wird, sondern als jemand, zu dem man immer kommen kann, ganz egal, was auch passiert ist. Wo es in der Predigt weniger um die Auslegung von Bibelstellen, sondern um konkrete Hilfen für den Alltag geht. In der ei den Sonntagsmessen die Menschen bis vor die Türe stehen, und es sind überraschend viele Jugendliche darunter. In der auch manchmal Rockkonzerte in der Kirche stattfinden. In der Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen gelebt wird.
In der katholischen Kirche steht meiner Meinung nach nicht alles zum Besten. Die – großteils berechtigten – negativen Schlagzeilen der letzten Monate verdecken leider, daß in vielen anderen Bereichen, bis hinunter in die einzelnen Pfarren, sehr wichtige und auch gute Arbeit geleistet wird.
Einer der zentralen Sätze des Glaubens ist für mich: „Fürchte Dich nicht!“
Fürchte Dich nicht. Du stehst nicht alleine. Wer glaubt, ist nie alleine.
So, jetzt ist es doch ein längerer Beitrag geworden. Und während des Schreibens sind mir dazu noch so viele Dinge eingefallen….
Also, Willi, um Deine Frage zu beantworten: “ Ja, ich bin gläubig – auch wenn ich nicht alles glaube, was in der Bibel steht und nicht alles richtig finde, was uns von der Kirche vorgegeben wird.“